Grobgescheckt-blauwildfarbig – ein junger Farbenschlag erfreut sich wachsender Beliebtheit

Nach der erfolgreichen Anerkennung im Jahr 2010 haben die grobgescheckt-blauwildfarbigen Zwergenten quasi einen Kickstart hingelegt. Die Meldezahlen auf Bundes-, Sonder- und Hauptsonderschauen sind ein Zeugnis für die große Beliebtheit dieses aparten Farbenschlages unter den Züchtern. Es war schon ein beeindruckendes Erlebnis anlässlich der Hauptsonderschau 2013 in Biebesheim 83 grobgescheckt-wildfarbige und 46 grobgescheckt-blauwildfarbige Zwergenten zu bewundern. Insgesamt stellten beide Farbenschläge zusammen 1/6 aller Zwergenten zu dieser Schau.

In nur 3 Jahren nach ihrer Anerkennung hat die gezeigte Qualität und Quantität unserer Grobgescheckt-blauwildfarbigen dank einiger enthusiastischer Züchter erfreulich zugenommen. Ein guter Zeitpunkt also, ein kleines Resümee zu ziehen und einen Ausblick zu wagen.

Erste Anstrengungen diesen Farbenschlag zu erzüchten und zu verbreiten brachte Lothar Schöneburg aus Mattstedt nahe Apolda auf. Neben grobgescheckt-wildfarbigen Zwergenten bevölkerten auch immer wieder andere Farbenschläge seine Anlage. So kam es, dass sich ausversehen ein grobgescheckt-wildfarbiger Erpel mit einer blau-gelben Ente paarte. Das Ergebnis waren erste Schecken in blauwildfarbig, die jedoch noch einen geringen Weißanteil, da heterozygot, aufwiesen. Über Jahre verbesserte Zuchtfreund Schöneburg seine Tiere, bis es gelang zusammen mit Ronald Volz diesen Farbenschlag 2010 in Erfurt anlässlich der VHGW-Schau anerkennen zu lassen.

Im Ausstellungsjahr 2013/14 präsentierten sich die grobgescheckt-blauwildfarbigen in erfreulicher Quantität wie auch Qualität. Das Gros der gezeigten Tiere konnte hohen Ansprüchen an Typ, Kopfpunkte  und Grobscheckung gerecht werden. Natürlich wurden auch einige Tiere  gezeigt, die in Schnabellänge, Stirnanstieg und Backen Wünsche offen ließen oder deren Körper noch gedrungener sein sollte.

Die Scheckung in Form einer Grobscheckung ist durch den Einsatz Grobgescheckt-wildfarbiger in der Zucht weitestgehend gefestigt und kann in gleicher Weise auch gefordert werden. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf eine ausreichende Symmetrie beider Körperhälften gelegt werden und sich das Zeichnungsbild der Grobgescheckt-wildfarbigen, gebildet durch farbige Maske, beidseitig weiße Gefiederbereiche in der Flankengegend und teilweise weiße Schwungfedern, wiederfinden.

Natürlich ist die Anzahl grobgescheckt-blauwildfarbiger Tiere in der Nachzucht um 50 % reduziert, insofern man nicht grobgescheckt-blau-gelb mit grobgescheckt-wildfarbig verpaart. Hierbei fallen  100% Grobgescheckt-blauwildfarbige. Leider lässt sich bei solch einer Verpaarung nicht abschätzen, wie die Blauwildfarbigkeit der Nachzucht ausfallen wird, da die Elterntiere sich nicht auf die Qualität der Grundfarbe selektieren lassen. Genetisch betrachtet unterscheiden sich die Grobgescheckt-blauwildfarbigen von den Grobgescheckt-wildfarbigen nur durch die Mischerbigkeit des Allels für Blau, bezeichnet durch Bl bl. Demnach sind wildfarbige homozygot rezessiv bl bl und blaugelb homozygot dominant Bl Bl. Die Verdünnung der Wildfarbe durch das Gen Bl bewirkt eine Aufhellung aller Farb- und Zeichnungskomponenten. Die Scheckung in Form einer Grobscheckung wird über das Gen für Laufentenscheckung R vererbt.

ansprechende Rückenfarbe einer 0,1 grobgescheckt-blauwildfarbig, Foto: C. Scholz

Durch die nahe Verwandtschaft zu den Grobgescheckt-wildfarbigen haben die Grobgescheckt-blauwildfarbigen sehr von deren zunehmender Qualität profitiert. Durch das Verpaaren von Grobgescheckt-wildfarbigen an Grobgescheckt-blauwildfarbige konnte nicht nur der Typ verbessert, sondern auch die Farbe und Scheckung verfeinert werden. Zudem scheint das Verpaaren von grobgescheckt-wildfarbigen an grobgescheckt-blauwildfarbige förderlich für eine satte Grundfarbe mit ausgeprägter blaugrauer Hufeisenzeichnung bei den Enten zu sein. Nachzuchten aus reiner grobgescheckt-blauwildfarbiger Verpaarung wirken etwas heller in der Grund- sowie Bauchfarbe. Zudem bildet das hellere Grau der Hufeisenzeichnung einen geringeren Kontrast zur Grundfarbe. Andererseits gilt es eine zu breite Hufeisenzeichnung, welche sich als rein blaue Rückenfarbe ohne braune Grundfarbe äußert, zu vermeiden.

Die Erpel bereiten bezüglich der Grundfarbe weniger Schwierigkeiten. Hier ist wie bei den Grobgescheckt-wildfarbigen auf eine satte Unterschwanzfarbe und satt braune Brustfarbe zu achten. In der Ausstellungssaison 13/14 fielen mir bei einigen Erpeln eine beidseitige Aufhellung der Kopffarbe im Bereich der Schnabelbasis und ein leicht bräunlicher Anflug der Kopffarbe im Bereich der Oberkopfrundung auf. Darauf ist bei der Zuchtauswahl unbedingt zu achten, um solche Fehler auf kurz oder lang nicht in der Zucht zu festigen.

Der Standard sieht für Erpel grobgescheckt-wildfarbiger und grobgescheckt-blauwildfarbiger Zwergenten als groben Fehler eine „zu gelbe Schnabelfarbe“ vor. Ich habe mich mit einigen Zuchtfreunden schon intensiv über diese Formulierung ausgetauscht. Solche „Kaugummiformulierungen“ helfen bei der Auswahl geeigneter Ausstellungs- bzw. Zuchttiere nicht weiter. Besonders problematisch ist es für die Erpel der Grobgescheckt-blauwildfarbigen, da der Verdünnungsfaktor auch eine Aufhellung des grünen Schnabelpigmentes bewirkt und so öfter einen Erpel disqualifiziert, da der Kontrast des grünen Pigmentes zur gelben Schnabelfarbe kaum erkenntlich ist. Oftmals zeigen solche Tiere einige Monate später oder im nächsten Jahr ausreichend Pigment. Da die „zu gelbe Schnabelfarbe“ ein grober Fehler ist, kann ein sonst tadelloser Vertreter schnell auf g abrutschen. Die Schnabelfarbe der Erpel hängt nicht nur von der genetischen Veranlagung ab, sondern ist natürlich von Haltung, Fütterung, Jahreszeit und Alter des Tieres abhängig. Eine Änderung des Standards von „zu gelbe Schnabelfarbe“ in „komplett gelbe Schnabelfarbe ohne jegliches Pigment“ würde dem Farbenschlag und den Züchtern helfen.

Für beide Geschlechter gibt der Standard als weiteren grober Fehler zu viel schwarz in den blauen Gefiederpartien an. Ich habe bisher noch von keinem Zuchtfreund gehört, dass dies bei der Zucht Grobgescheckt-blauwildfarbiger eine Rolle spielt. Einzelne schwarze Federn lassen sich gemäß des Leitsatzes „Putzen ist erlaubt!“ beim Schaufertigmachen mit entfernen.

Meiner Meinung nach empfiehlt es sich beide grobgescheckten Farbenschläge zu züchten, um bei Bedarf auf wildfarbig gescheckte Zuchttiere zurückgreifen zu können und nicht ständig fremde Tiere aus anderen Zuchten erwerben zu müssen. Solch fremde Verpaarungen werfen einen in den Anstrengungen um eine Verbesserung von Kopf und Typ zurück, da man nicht „in der Linie bleibt“. Ausführliche Aufzeichnungen in Form eines Zuchtbuches bilden da eine große Hilfe und ermöglichen schon in relativ kurzer Zeit große Schritte voran zu kommen.

Die gescheckten Farbenschläge sind bei den Züchtern sehr beliebt. Dies lässt sich nicht nur an den steigenden Meldezahlen beobachten, sondern auch an dem Bestreben neue Farbenschläge zu erzüchten und anerkennen zu lassen. Der jüngste Scheckenfarbenschlag sind die grobgescheckt-schwarzen Zwergenten. Anlässlich der VHGW-Schau in Leipzig wurden sie von 2 Ausstellern gezeigt und bestachen mit einigen typischen Rassevertretern. Zur HSS in Biebesheim wurden 4 Tiere in grobgescheckt-blau in der AOC-Klasse gezeigt, die darauf hoffen lassen ebenfalls den Weg in die Anerkennung zu finden.

Christian Scholz