Gesunderhaltung unserer Zwergenten während der Stallpflicht
Reine Stallhaltung wiederspricht artgerechter Haltung von Geflügel, da gibt es keine Diskussion! Das Kupierverbot von Schnäbeln in der industriellen Entenmast hat Warzenenten bzw. Barbarie-Enten für die Mäster unter reinen Stallbedingungen uninteressant werden lassen. Ohne diese „zootechnische Maßnahme“ führte Kannibalismus zu großem Tierleid, verbunden mit wirtschaftlichen Verlusten, ganz abgesehen von den enormen Verletzungen die sich die Flugenten mit ihren Krallen bei Panik oder Rangordnungskämpfen zugeführt haben. Hersteller von Ställen und deren Einrichtungen, wie der Globalplayer Big Dutchman, haben sehr viel Entwicklung und Kosten investiert, um das Tierwohl und daraus folgend die Leistung, hier den Masterfolg zu verbessern. Aber kann es das Ziel sein, Tiere uns zu untertan zu machen und wieder ihrer Natur ihr begrenztes Dasein auf dieser Welt unter solchen Umständen abzuleben? Was lässt uns Menschen so über Kreaturen entscheiden? Hier ist meiner Meinung nach eine neue ethische Sichtweise auf die industrielle Tierhaltung nötig und auch längst überfällig. Verbote bringen nichts, nur eine wissenschaftliche objektive Diskussion ohne fanatische Einfärberei sogenannter Tierschützer! Denn eins ist gewiss, wird bei uns nicht produziert, dann kommt das Erzeugnis aus dem Ausland auf den Tisch der Deutschen und das unter weit weniger staatlicher Kontrolle!
Wie aber können wir, als Liebhaber und Züchter das Leben unserer Pfleglinge unter der angeordneten Stallpflicht gesund erhalten? Hier lohnt sicher ein Blick in industrielle Mastställe um sich Ideen abzuschauen.
Wem die Möglichkeit vergönnt ist, seine Tiere in Volieren unterbringen zu können, der wird kaum Probleme haben. Dies ist meiner Meinung nach auch der einzig logische Weg, seine Tiere auch zukünftig artgerecht im Einklang mit der aktuellen Geflügelpestverodnung halten zu können. Wer noch nicht so weit ist, nicht kann oder möchte, dem versuche ich im Folgenden ein paar Tipps zu geben wie diese Zeit zu überstehen ist.
Das Wichtigste ist eine angemessene Besatzdichte und wenn möglich die Trennung nach Geschlecht. Hält man alle Erpel und Enten zusammen, so kommt es schon ab Herbst zur Paarbildung. Diese Paare können dann aber kein eigenes Revier abgrenzen und dies führt zu Stress. Außerdem kann es bei der Zusammenstellung der Stämme zu Problemen kommen, wenn diese Paare nicht beibehalten werden und sich diese „Liebespaare“ in den Zuchtabteilen zudem noch sehen können. Das Interesse werden die zwangsverpaarten Partner nie wecken. Als Richtgröße lassen sich 0,75 m2 je Tier annehmen.
Ein optimaler Gasaustausch verbunden mit einer Reduktion der Luftfeuchtigkeit kann über eine angemessene Lüftung realisiert werden. Hier bitte aber Zugluft vermeiden. Eine hohe Luftfeuchtigkeit verbunden mit geringen O2-Werten, hohen CO2-Werten und Ammoniak aus den Hinterlassenschaften der Tiere ist förderlich für respiratorische Erkrankungen und schwächt das Immunsystem der ohnehin gestressten Tiere.
Nasse Einstreu fördert Fußballenentzündungen (Pododermatitis) und Hyperkeratosen an den Ballen, die sich wiederum entzünden können. Daher muss unbedingt auf eine trockene und gut drainagierende Einstreu geachtet werden. Stroh als untere Matte und feinere Strohhäcksel darüber haben sich bewährt. Auch kommerzielle Späne ist geeignet, muss aber oft gewechselt werden. Vorsicht ist bei Hobelspäne angesagt. Manche Hölzer geben bei Feuchtigkeit organische Säuren ab und schädigen zusätzlich die Haut. Roste können Abhilfe schaffen. Unsere angelsächsischen Zuchtfreunde in den USA und England haben ihre Zuchtstämme sehr oft in hochgestellten kleinen Käfigen (Pen genannt), deren Boden mit Draht bespannt ist. Ein Schutzbereich und ein eingelassenes Badebecken komplettieren diese Haltungsform. Viel Platz bietet es nicht, ist aber hygienisch optimal, da der Kot durch den Rost nach unten fällt. Ein weiterer Vorteil ist die Raubtiersicherheit. Vielleicht eine begrenzte Verwendung für die Zucht während der Stallpflicht?
Das der Stall ausreichend Licht bietet ist selbstverständlich! Dunkle kalte Löcher vertragen unsere Zwergenten nicht und führen zwangsläufig zu Verlusten. Von einer Verlängerung mittels künstlicher Lichtquelle sollte nur während der Winterzeit mittels Zeitschaltuhr Gebrauch gemacht werden. Das Lichtregime sollte auf 10 h Licht zu 12 h reduziert werden, um ein vorzeitiges Legen zu verhindern. Auch sollte auf Energiesparlampen bzw. Glühbirnen zurückgegriffen werden, da Leuchtstoffröhren von Vögeln als Stroboskoplicht wahrgenommen werden.
Die Art der Aufstallung ist eine Säule der Gesunderhaltung, die andere die Fütterung! Alles was unsere Tiere sonst im Auslauf finden würden, müssen wir nun mit dem Futter bzw. dem Trinkwasser zu führen. Das Wasser sollten wir nicht offen und wenn offen, dann nur begrenzt zum Baden und der Gefiederpflege anbieten, um ein Überschwemmen des Stalls zu vermeiden. Daher ist es ratsam vorm Ausmisten die Badebecken zu füllen. Wenn der Stall groß genug ist, können die Badegelegenheit auf Rosten mit Wannen darunter angeboten werden um das verspritzte Wasser aufzufangen. Ich selber verwende zum Beispiel bei der Kükenaufzucht ausrangierte Backbleche und stelle die Tränken hinein. Die Tränke ist im nu leer, aber das Wasser befindet sich im flachen Backblech und nicht in der Einstreu.
Vitamine und Zusätze sollten wenn möglich über das Futter verabreicht werden. Dies bietet den Vorteil, dass die eingesetzte Menge auch aufgenommen wird, anders als wenn das Wasser mit den Vitaminen zum Großteil in der Einstreu landet. Das richtige Futter sollte auch entsprechend der Kondition ausgewählt werden. Tiere in guter Schaukondition sollten energiereduziert gefüttert werden, wobei der Anteil an Gerste bzw. Roggen nicht hoher als 30 % betragen sollte, da diese Getreidesorten zu feuchteren Kot führen (wet litter) und den Stall schneller verschmutzen lassen. Handelsübliche Zuchtfutter für Wassergeflügel in pelletierter Form verschnitten mit geschrotetem Getreide ist meiner Meinung nach optimal. Eine Aufwertung sollte mit Vitamin- bzw. Vitalstofflösungen erfolgen. Besonderer Fokus sollte hierbei auf Vitamine des B-Komplexes, Vitamin C und E (Auskunft über die genauen Präparate gebe ich gern persönlich) sowie auf einer ausreichenden Versorgung mit schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin und Cystein) liegen. Einmal wöchentlich haben sich Mineralstoffvormischungen wie Betapan/Dr.Ponsold bewährt. Durch die ausschließliche Haltung im Stall können sich natürlich Krankheitserreger schnell vermehren und gesunde Tiere infizieren. Bei leichten Durchfällen haben sich die Gabe von Weiden- oder Vierrindentee bewährt. Hierzu gibt man eine Handvoll Tee auf ca. 5 Liter heißes Wasser und lässt es über Nacht ziehen. Den Tee reicht man ca. 3-5 Tage über die Tränke. Wird den Tieren zusätzlich noch frisches Grün z.B. in Form von Salat gereicht, können die Tiere unbeschadet einige Zeit im Stall gehalten werden.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Gedanken zu unseren Ausstellungen und dem Umgang mit der Vogelgrippe loswerden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Thema Geflügelpest uns noch einige Jahre beschäftigen. Falls es keine Erleichterungen in einer Neufassung der Geflügelpestverordnung für uns Rassegeflügelzüchter und unsere Schauen geben wird, müssen wir uns mit diesem Thema arrangieren oder unser Hobby aufgeben, andere Alternativen gibt es nicht. Das Auftreten erster Fälle der jetzigen Pandemie kann in Zusammenhang mit dem beginnenden Vogelzug gebracht werden. Ob die Zugvögel die Viren nun verbreiteten oder sich irgendwo an irgendetwas angesteckt haben sei dahin gestellt. Für uns bedeutet dies aber, die frühen Schauen im September bis November zu nutzen. Hier sei besonders auf die Sonderschauen mit entsprechenden SR verwiesen. Auch sollten wir in Anbetracht der Terminverschiebung von Hannover ab 2018 darüber nachdenken unsere HSS auf das 2. oder 3. Wochenende im Oktober vor zu verlegen.
Weiterhin sollten wir eine Möglichkeit schaffen unsere SV-Meister auch ohne HSS küren zu können. Im Speziellen meine ich damit, dass wir die Schauergebnisse von zwei Sonderschauen nutzen könnten, um aus der Punktzahl (4 Tiere, beiderlei Geschlecht, jüngster Jahrgang, eigene Zucht vorausgesetzt) den besten Züchter des jeweiligen Farbenschlages zu ermitteln. Die Ausrechnung würde der Vorstand übernehmen. Dies natürlich alles fakultativ, falls die HSS ausfallen muss!
Mit freundlichem Züchtergruß
Christian Scholz
1. Schriftführer